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Sozialraumorientiertes Bildungsmonitoring

Warum ist Sozialraumorientierung im Bildungsmonitoring wichtig?

Die Lebens- und Bildungschancen der Menschen, die in Ihren Kommunen leben, sind räumlich ungleich verteilt. An bestimmten Orten konzentrieren sich Faktoren, die es schwieriger machen, eine erfolgreiche Bildungsbiographie zu haben. Dazu gehören beispielsweise eine benachteiligende Sozialisation, Armut, schlechte Erreichbarkeit von Unterstützungsangeboten oder Arbeitsplätzen sowie ausbleibende Investitionen in die Infrastruktur vor Ort.

Mit einem sozialraumorientierten Bildungsmonitoring analysieren Sie, wie sich bildungsrelevante soziodemographische und sozioökonomische Merkmale räumlich in Ihrer Kommune verteilen. Auf diese Weise sollen Ressourcen zielgerichteter und wirksamer eingesetzt und Angebote so geplant werden können, dass sozial benachteiligte Zielgruppen faire Chancen auf Bildungsteilhabe erhalten. Dies trägt dazu bei, dass die Ergebnisse eines Bildungsmonitorings für kommunale Steuerungs- und Planungsprozesse relevant werden.

Dabei ist wichtig, dass Sie mit Ihrem sozialraumorientierten Bildungsmonitoring nicht nur einzelne Ziel- oder Altersgruppen herausgreifen, sondern einen Sozialraum entlang seiner gesamten Bildungskette betrachten, um auch die Übergänge zwischen Bildungsabschnitten oder ihre Voraussetzungen einbeziehen zu können.

Natürlich können Sie mit einer Altersgruppe starten, um zunächst einmal die notwendigen Prozesse für ein sozialraumorientiertes Bildungsmonitoring aufzubauen und dann Schritt für Schritt diesen Ansatz auf andere Gruppen auszuweiten.

Der Raumzuschnitt bzw. die Gliederungsebene Ihrer Daten, den Sie für ein sozialraumorientiertes Bildungsmonitoring wählen, muss zu Ihren Steuerungs- und Planungszielen, aber auch zu Ihrer Zielgruppe passen.

Leitfragen zur Zieldefinition der Sozialraumorientierung

  • Für welche kommunalen Bildungsprobleme brauchen Sie sozialraumscharfe Daten, um sie lösen zu können?
  • Welche Informationen benötigen Sie, um Angebote näher an der Lebenswirklichkeit der Bürgerinnen und Bürger ausrichten zu können?

Zum Thema

Wie definieren Sie einen für Ihr Bildungsmonitoring relevanten Sozialraum?

Die Sozialraumorientierung des Bildungsmonitoring soll Ihrer Kommune helfen, Ressourcen zielgerichteter zu verteilen und Angebote so zu planen, dass sozial benachteiligte Zielgruppen wirksamer unterstützt werden und faire Chancen auf Bildungsteilhabe erhalten.

Auch wenn es keine allgemeingültige Definition für einen Sozialraum gibt, lohnt es sich, einige Prinzipien zu beachten: Die Zuschnitte von Sozialräumen sollten sich an den Lebenslagen der zu betrachtenden Zielgruppen und entlang der Bildungskette orientieren, um die Voraussetzungen und Folgen einzelner Bildungsabschnitte sichtbar zu machen, z. B. die Konsequenzen gelingender oder fehlender früher Bildung auf die Schule, auf die Unterstützung, die Schülerinnen und Schüler dort erfahren, und die Folgen für ihren Übergang ins Berufsleben.

Es ist vorteilhaft, wenn man auf Individual- und Adressdaten zurückgreifen kann, die es ermöglichen, Sozialräume bei Bedarf auch ohne Rückgriff auf vorhandene administrative Raumzuschnitte zu konstruieren: Problemlagen einzelner Quartiere werden sichtbar, Räume können auf das Einzugsgebiet von Bildungseinrichtungen zugeschnitten werden und spezifische Fragestellungen, die aus Politik oder Fachplanung an Sie gerichtet werden, können beantwortet werden. Meistens erlaubt es die Datenverfügbarkeit aber nur, auf bereits vorhandene Raumebenen der Daten zurückzugreifen, die sich an fest umrissenen Verwaltungsgliederungen wie Verbandsgemeinen, Stadtteilen oder ähnlichem orientieren.

Beachten Sie dabei Folgendes: Umso größer und heterogener der betrachtete Sozialraum ist, desto irreführender können aggregierte Daten sein.

Blicken wir beispielhaft auf einen einkommensstarken Stadtteil mit einem einzelnen sozial benachteiligten Quartier. Bei der Analyse von Durchschnittswerten wird bei unterstellter Homogenität verdeckt, dass in diesem Stadtteil auch Menschen mit einem hohen bildungspolitischen Unterstützungsbedarf leben. In der Forschung spricht man vom „Problem der veränderbaren Gebietseinheit“.

Alternativ zur Betrachtung des Sozialraums kann es je nach Ziel und Informationsbedarf sinnvoll sein, den Fokus auf die Bildungseinrichtungen zu legen. Denn die Zusammensetzung z. B. der Schülerschaft einer Schule ist oft ungleich zur Zusammensetzung der Bevölkerung des Umfelds der Schule, weil Schüler:innen aus ganz verschiedenen Gemeinden oder Stadtteilen dorthin kommen.
 

Leitfragen zur Definition des passenden Sozialraums

  • Zu welchem Steuerungszweck benötigen Sie (welche?) Informationen über die soziale Zusammensetzung der Kommune und insbesondere über die soziale Belastung einzelner Räume oder Bildungseinrichtungen?
  • Was ist der reale Sozialraum Ihrer Zielgruppe und wie unterscheidet er sich von den Raumgliederungen, die Ihnen zur Verfügung stehen?
     

 

Zum Thema

Arbeitspakete zum Aufbau eines sozialraumorientierten Bildungsmonitorings

Im letzten Abschnitt unseres Themendossiers möchten wir Ihnen einen Überblick über die Schritte und Arbeitspakete geben, die Sie ohne Anspruch auf Vollständigkeit zum Aufbau eines sozialraumorientierten Bildungsmonitorings führen.

  1. Definieren Sie die für Ihre Kommune relevanten und abgestimmten bildungspolitischen Steuerungs- und Planungsziele.
  2. Lernen Sie die Zielgruppe kennen und beschreiben Sie sie (Bildungskette).
  3. Definieren Sie die Informationen, die sie brauchen und ihren Anwendungszweck.
  4. Stimmen Sie sich mit anderen Akteuren ab, um z. B. den Zugang zu den Daten zu ermöglichen, Fragen des Datenschutzes zu klären oder mehr über die Lebenswirklichkeit der Zielgruppen und Sozialräume herauszufinden.
  5. Finden Sie heraus, welche Datenbestände der amtlichen Statistik oder kommunaler Prozessdaten (näherungsweise) die relevanten Informationen liefern.
  6. Prüfen Sie, auf welchen Gliederungsebenen diese Daten vorliegen.
  7. Analysieren Sie die Daten, um die notwendigen Informationen herauszufiltern und prüfen Sie quantitativ und qualitativ, ob die Daten valide sind, also die Realität widerspiegeln.
  8. Wiederholen Sie diesen Schritt ggf. mit anderen Daten und Raumzuschnitten.
  9. Bereiten Sie die Daten visuell ansprechend und aussagekräftig auf und interpretieren Sie sie zusammen mit Personen aus den entsprechenden Fachbereichen.
  10. Kommunizieren Sie die Ergebnisse in die Steuerungs- und Planungsprozesse.

Die richtige Interpretation von kleinräumigen Bildungs- und Sozialdaten erfordert Hintergrundwissen über die Situation der Sozialräume und der Zielgruppen. Beziehen Sie daher immer Personen in die Dateninterpretation ein, die die Sozialräume und Zielgruppen gut kennen, um z. B. Fehler oder Artefakte aus der Datenerhebung auszuschließen. Dazu gehören auch diejenigen, die die kommunalen Prozessdaten erheben.

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Infothek

In unserer Infothek finden Sie viele Infos und Anregungen zum Thema sozialraumorientiertes Bildungsmonitoring.

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Machen Sie mit!

Das BMBF-Förderprogramm “Bildungskommunen” unterstützt Kommunen bei der Etablierung und Weiterentwicklung einer sozialräumlich differenzierten Datenbasis zur kontinuierlichen Bildungsberichterstattung. 

Alle wichtigen Informationen zum Programm "Bildungskommunen" finden Sie auf unserer Webseite.

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Wir begleiten Sie auf dem Weg zu einer Antragstellung und beraten Sie anschließend bei der Weiterentwicklung Ihrer Bildungslandschaft.

Sprechen Sie uns an!

Sebastian Müller

Kommunale Beratung

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